Dienstag, 13. Januar 2015

Wachablösung in Denver

Der halbe Weg ist für die Colts schon geschafft, die Bengals und Broncos wurden aus dem Weg geräumt. Jetzt wartet ein weiterer harter Brocken im AFC-Finale mit Tom Brady's Patriots. Copyright: instagram.com/colts
Kaum jemand hätte für möglich gehalten, dass Peyton Manning und die abgeklärten Broncos bei einem Heimspiel Probleme hätten mit den jungen Wilden aus Indy. Doch Andrew Luck führte die Indianapolis Colts mit einem 24:13-Sieg über die Denver Broncos in das AFC-Finale nach New England.

Das Mile High Stadium avancierte dabei zur Bühne der Staffelübergabe von einer Colts Legende zur nächsten. Manning - die Verkörperung eines Oldschool-Quarterbacks, der typische Pocket Passer Typ, der die letzten 17 Jahre dominierte - übergab das Zepter an Luck  - einer von vielen Vertretern der Newschool, ähnlich wie Russell Wilson, Colin Kaepernick und Cam Newton ein mobiler Quarterback.

„Auswärts in den Playoffs, gegen so ein starkes Team zu bestehen ist großartig. Es macht auch Spaß“, sagte der Colts Spielmacher anschließend. „Wir haben eine solides Fundament an Spielern und Coaches in diesem Team. Jeder reißt sich den Hintern auf,  damit wir Team-Siege wie diesen einfahren können.“ Mit 27/46 Pässen für 265 Yards und 2 Touchdowns hatte Luck entscheidenden Anteil am Colts Erfolg. Selbst zwei risikobehaftete Interceptions sollten seine Leistung nicht schmälern.

Am Sonntagabend lieferten die Colts eine wahre Teamleistung ab. Indianapolis’ Offensive Line ließ gegen Denvers starken Pass Rush keinen einzigen Sack zu, geschweige denn Quarterback Hits. Aus der Colts Defense stachen Vontae Davis und Greg Toler hervor, welche die Broncos Passempfänger größtenteils abmeldeten. Vor allem der Pro Bowler Davis spielte auf Darelle-Revis-Niveau. Dem Rookie Linebacker Jonathan Newsome gelang ein Forced Fumble gegen Peyton Manning.

Für die restliche Unterstützung sorgte der Broncos Spielmacher höchstpersönlich, in dem er nicht wie er selbst wirkte. Manning beendete die Partie mit nur 211 Passyards und einem Touchdown. In der Mitte des Feldes verfügte er über keinerlei Anspielstationen, Dadurch war die QB-Legende gezwungen, über die Außenseiten zu werfen. Viel zu viele überworfen Bälle pflasterten den Rasen im Mile High Stadion. Etwas weniger als 300 Gesamtyards erlaubte die Colts Defense den Gastgebern insgesamt.

Zum neunten Mal in den Playoffs hieß es am Ende für Manning „one and done“ - genauso so viele AFC Championship Games hat Tom Brady unter seinem Gürtel. Kein anderer NFL Quarterback hat mehr als vier seiner ersten Playoff-Spiele verloren.

Dabei lief für das Heimteam zu Beginn alles nach Plan. Die Broncos Defense machte mächtig Druck durch die Mitte und schickte Luck & Co. mit „three and out“ vom Feld. Denvers erster Drive wurde prompt in Punkte umgewandelt. Begünstigt durch eine Roughing-the-Passer-Penalty, sonst wäre für die Broncos ebenso nach drei Downs Schluss gewesen, bediente Manning gezielt seine beiden Top-Targets TE Julio Thomas mit einen 32-Yard Pass und WR Demaryius Thomas für einen 1-Yard Touchdown zur 7:0-Führung,

Die Colts benötigten bis zum zweiten Quarter bis es erstmals in der Endzone „Boom“ machte. Durch einen 6-Yard Touchdown Lauf von RB Daniel Herron glichen die Gäste zum 7:7 aus. Sein Backfield Pendant Trent Richardson setzte die Divisional Playoffs verletzungsbedingt aus. Somit waren viele Snaps für Herron vorprogrammiert. Nach 141 Gesamtyards in der Vorwoche gegen die Bengals nahm der Rookie RB erneut entscheidenden Anteil am Colts-Sieg mit 23 Läufen für 63 Yards und 8 gefangenen Pässen für 32 Yards.

Im Laufe der ersten Halbzeit erhöhten die Colts ihre Führung auf 14:7 mit einem 3-Yard Pass auf TE Dwayne Allen. Es hätten 3 Punkte mehr sein können, doch völlig überraschend setzte K Adam Vinatieri ein 44-Yard Field Goal rechts am Goalpost vorbei. Kurz vor der Pause verkürzten die Broncos ihrerseits mit einem 45-Yard Connor-Barth-FG auf 14:10.

Im dritten Viertel bauten die Colts ihre Führung auf 21:10 aus mittels Lucks Laser-genauen Pässen auf TE Coby Fleener und WR Hakeem Nicks (15-Yard TD). Dank ihres Running Backs C.J. Anderson blieb Denver zwar weiter auf Tuchfühlung, doch weitere Touchdowns sollten den Herren in orange verwehrt bleiben. Cleveres Zeit-Management und ein geglücktes 30-Yard FG von Vinatieri im letzten Quarter sicherten das Weiterkommen für Indianapolis. Connor Barths 4-Yard FG im Schlussabschnitt war letztendlich nur noch Ergebnismakulatur.

Manning nahm in der Pressekonferenz die Niederlage auf seine Kappe: „Ich spielte nicht gut genug. Ihre Defense zwang uns zu schlechter Execution, aber ich hätte besser spielen können.“

Nun führt der Weg nach Phoenix in der AFC über New England. Die Colts erwartet ein Rematch aus Woche 11, als man mit 22 Punkten Unterschied gegen Bill Belichicks Patriots unterging. RB Jonas Gray hatte damals mit 4 Touchdowns seine Sternstunde.

Denver stehen wohl einige Umwälzungen in der Off-Season bevor. Manning ließ nach dem Playoff-Aus Spekulationen offen zu seinem möglichen Karriereende. Der Trainerstuhl von John Fox ist mächtig am Wackeln. Und Wes Welker, der beste Slot Receiver seiner Generation hat wohl das letzte Spiel im Broncos Trikot absolviert, nachdem er mit mittlerweile 33 Jahren viel seiner Playmaking-Fähigkeiten eingebüßt hat.

Die deutschen Football Fans dürfen sich nun im AFC-Finale auf ein Duell zwischen Patriots OT Sebastian Vollmer und Colts LB Björn Werner freuen. Auch wenn Werner gehandicapt durch seine Schulterverletzung kein Faktor beim Viertelfinalsieg der Colts war. Es ist also bereits sicher, dass zum vierten Mal in der Geschichte ein Deutscher im Super Bowl stehen wird. 1983 und 1985 verlor Kicker Uwe von Schamann mit den Miami Dolphins. 2012 hatte Vollmer gegen die New York Giants das Nachsehen.

Dieser Artikel erschien am 12. Januar 2015 auf www.football-aktuell.de

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