Mittwoch, 15. Oktober 2014

TNF: Luck siegt im "Beard Bowl"


Fear the Beard: Mit 17 TD - 7 INT und 1.987 Passing Yards führt Andrew Luck (li.) aktuell alle NFL Quarterbacks an.



Normalerweise werden Spiele in der NFL meist auf ein Duell der beiden Quarterbacks reduziert. Zur Primetime am Donnerstag diente die Gegenüberstellung der beiden Spielmacher im Holzfäller-Look lediglich für eine lustige Randnotiz: Wer dominiert Runde Eins im „Beard Bowl“? Indy’s Andrew Luck oder Houstons Ryan Fitzpatrick? Die texanische Metropole ist bereits auf der Bartträger-Landkarte durch Rockets-Spieler und Basketball-Weltmeister James Harden bestens vertreten.

Doch das Thursday Night Football (TNF) Matchup zwischen den Indianapolis Colts und Houston Texans wurde unter der Woche zum AFC South Gipfeltreffen der beiden vielversprechendsten Nachwuchsstars der Liga hochstilisiert: Auf der einen Seite Colts QB Andrew Luck, 25 Jahre, in seiner dritten Profisaison füllt er die großen Fußstapfen von Vorgänger Peyton Manning längst aus und zählt mit seinen bisherigen Leistungen in dieser Saison locker zum Kreis der MVP-Kandidaten neben Russell Wilson, Philip Rivers und dem Mann auf der Gegenseite: Texans Defensive End J.J. Watt. Ebenfalls 25 und bereits in seiner vierten NFL-Saison, gilt er als dominantester - und bestbezahlter - Defensespieler in der stärksten Football-Liga der Welt.

Keiner der beiden Superstars enttäuschte zur Primetime: Luck lotste die Colts Offense im ersten Quarter bereits zu einer 24:0-Führung! Der Colts Spielmacher verwandelte insgesamt 25 von 44 Pässen für 370 Yards, 3 Touchdowns und 1 Interception. Mit 31,5 Punkten pro Spiel führt Indy derzeit die Liga an. In der zweiten Spielhälfte stellte Watt fast im Alleingang den Gegner kalt. Der Texans Defensive End erzielte 7 Tackles, 2 Sacks, 4 QB Hits, 3 abgewehrte Pässe, ein Fumble-Return zum Touchdown und eliminierte nebenbei das Laufspiel der Gäste.

An Unterhaltungswert hatte dieses Spiel eine Menge zu bieten, das erste Viertel mutierte zu einer Art Colts Zirkusnummer. Ihnen gelang beinah jedes Kunststück. Im ersten Drive wurden die Gäste an der 10-Yard Line gestoppt und mussten sich mit einem Adam Vinatieri Field Goal begnügen. Für den nächsten Paukenschlag sorgte Punter Pat McAfee beim anschließenden Kickoff. Er nutzte den zur Verfügung stehenden Freiraum mit einem Onside Kick, den er nach 10 Yards selbst eroberte. Bereits zum dritten Mal (!) gelang den Colts in dieser Saison dieser Trickspielzug.

Und schon befand sich die Colts Offense nach wenigen Sekunden Verschnaufpause wieder auf dem Feld. Luck fackelte nicht lang und zündete eine 50-Yard Bombe auf WR T.Y. Hilton, der der Texans Secondary davon sprintete und nach einem Diving Catch, vermeintlich unberührt, die letzten Meter in die Endzone hüpfte. Nach dem Videobeweis entschieden die Refs gegen T.Y. Hilton auf Down-by-Contact. Nutznießer war RB Trent Richardson, der zum zweiten Saison-Touchdown einnetzte. Die weiteren beiden Touchdown-Pässe der Colts im ersten Quarter fingen RB Ahmad Bradshaw und TE Coby Fleener. Hilton erwischte einen Career-Day, fing alle 9 Pässe in seine Richtung für 224 Yards und einen Touchdown im dritten Quarter.

Offensiv lief bei den Texans zu Beginn der Partie rein gar nichts zusammen. Die Colts Defense spielte erneut überragend. In den vergangenen 3 Spielen wurden nur 3 Third Down Versuche zugelassen. Nach vier Sacks in der Vorwoche gegen Joe Flacco wurde Ryan Fitzpatrick fünfmal zu Boden gerissen. War der Pass Rush noch die größte Sorge nach dem Ausfall von Pro Bowler Robert Mathis, führt Indianapolis mittlerweile zusammen Buffalo und den NY Jets die Liga in Sacks an.

Head Coach Chuck Pagano über seine Defense: "Sie spielen extrem aggressiv. Die Jungs machen zur Zeit einen super Job. Nicht nur haben sie einen großartigen Defensive Gameplan, sie setzen diesen auf dem Feld auch in die Tat um. Alle Rädchen greifen zusammen und zur Zeit sieht man sehr schön, was wir uns vor langer Zeit vorgestellt hatten - Diese Art der Defense, die wir Woche für Woche auf dem Feld haben wollen."

Erst ab dem zweiten Viertel kam dank RB Arian Foster (20 Laufe für 109 Yards) Bewegung in den Texans Angriff. Unnötige Fehler und Ballverluste der Colts brachten die Texaner zurück ins Spiel. Erst fing WR Andre Johnson artistisch einen 4-Yard Laserpass. Nach zwei weiteren unnachamlichen Touchdown-Läufen von Foster kam Houston bis auf 21:27 auf Tuchfühlung. Nach dem bereits erwähnten Hilton Touchdown, sorgte J.J. Watt im Schlussviertel für Spannung, als er nach einem Luck Fumble den Ball eroberte und über 45 Yards zurück in die Endzone beförderte. Dies war bereits Watts dritter Touchdown der Saison, nach einem TD-Catch gegen die Raiders und einem Interception-TD-Return gegen die Bills.

Den 33:28-Sieg der Colts sicherte letztendlich LB Björn Werner mit einem Sack in der Schlussphase, der zu einem Game-Ending-Fumble führte. Der Berliner lieferte mit 4 Tackles und der spielentscheidenden Aktion erneut eine starke Leitung ab.

Mit vier Siegen in Folge stehen die Colts (4-2) nun unangefochten an der Spitze der AFC South. Nach etwas längerer Pause empfangen die Spieler von Chuck Pagano am 19.10. die Cincinnati Bengals. Die Texans (3-3) dürfen sich noch einen Tag länger erholen, bevor sie in Woche 7 an Monday Night Football in Pittsburgh auflaufen. Am 14. Dezember treffen die Texans und Colts in Indianapolis erneut aufeinander - aller Voraussicht nach wird zwei Wochen vor Ende der regulären Saison im Rückspiel des "Beard Bowl" der AFC South Champion 2014 gekührt.

Dieser Artikel erschien am 11.10.2014 auf www.football-aktuell.de

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